Das Dramadreieck in einer Beziehung - zwei Wege raus

Kennst du das? Du gerätst in einen Streit und plötzlich fühlst du dich als Opfer. Vielleicht hast du aber auch das Gefühl, dass du auf einmal der Täter sein sollst, oder dass dein Gegenüber sich als Retter aufspielt. 

Herzlich Willkommen im Dramadreieck!

Ganz automatisch und unbewusst schlüpfen Menschen im Streit in verschiedene Rollen. Das kann im Streit mit dem Partner/ der Partnerin sein, aber auch mit Freunden, ArbeitskollegInnen oder Fremden. Dies passiert, wie gerade erwähnt, nicht willkürlich, sondern ist eine unwillkürliche Dynamik. 

 

Das sogenannte Dramadreieck ist ein Beziehungsmuster zwischen mindestens zwei Personen mit folgenden Rollen:

 

Opfer

Täter oder Verfolger

Retter

 

Wichtig ist zu wissen, dass die Beteiligten diese Rollen unwillkürlich „spielen“, sie SIND nicht die Rollen. Diese Rolleneinnahme ist eine Dynamik des Dramadreiecks.

Ungesund und manipulativen wird es dann, wenn die Rollen von einem oder mehreren Beteiligten bewusst und gezielt eingesetzt werden. 

 

Meistens sind diese drei Rollen (Opfer, Täter, Retter) auf drei Personen verteilt, es können aber auch zwei Personen diese Rollen abwechselnd untereinander verteilen. 

Auch in einem inneren Dialog kann bei einer Einzelperson das Muster des Dramadreiecks ablaufen, hierbei übernehmen dann die verschiedenen Persönlichkeitsanteile die unterschiedlichen Rollen. (Als Beispiel: Der Kopf (Täter) beschuldigt das Herz (Opfer), dass es eine bestimmte Entscheidung getroffen hat, der Bauch (Retter) ergreift Partei für das Herz)

merkmale der einzelnen rollen

Täter

„Ich bin ok, du bist nicht ok“

Der Täter braucht es, anderen Fehler zuzuordnen oder ihnen die Schuld zu geben. Er stellt sich über andere, weiss alles besser, er kritisiert, droht, schüchtert ein, demütigt.

 

 

Opfer

„Ich bin nicht ok, du bist ok“ oder auch „ich bin nicht ok, du bist nicht ok“

Das Opfer fühlt sich für alles verantwortlich, ist hilflos und ohnmächtig. Es bringt andere durch sein Verhalten in die Täterrolle und will ein schlechtes Gewissen machen. Es muss sich demütigen lassen damit es einen Grund zum schmollen hat. Es ordnet sich dem Retter und Täter unter. 

 

 

 

Retter

„Ich bin ok, du bist nicht ok“

Der Retter möchte gebraucht werden, er macht andere klein um sich selber grösser zu fühlen, sieht das Opfer als hilflos und bestätigt sich damit darin gebraucht zu werden. Er wertet den Täter oft ab, stellt sich über andere und erkennt ihnen die Fähigkeit ab, selber angemessen handeln zu können. 

Rollenwechsel innerhalb des Dramadreiecks

Im Dramadreieck gibt es keinen bestimmten Anfang und auch kein festes Ende. Ausserdem können sich die Rollen im Laufe des Streits ändern. Diese Rollenwechsel können ganz plötzlich geschehen. 

 

Als Beispiel: Wenn sich zwei Menschen prügeln und einer schwächer ist, kann eine Person als „Täter“ und die andere als „Opfer“ bezeichnet werden. Eine außenstehende Person kann als „Retter“ dem „Opfer“ zu Hilfe kommen. Wenn sich nun „Opfer“ und „Täter“ zusammenschliessen und sagen, dass die Prügelei gar nicht so schlimm war und der „Retter“ sich nicht einmischen soll, oder vielleicht sogar schuld sei an der Auseinandersetzung, wird dieser ganz schnell zum „Täter“ und der ursprüngliche „Täter“ zum „Opfer“. Die Rollen sind somit ganz schnell und fliessend durchgemischt worden. Oftmals lassen die „neuen Täter“ dies dann nicht auf sich sitzen, nehmen dann die Täterrolle ein und lassen es an anderer Stelle wieder aus - zum Beispiel wenn sie nach Hause kommen und dort einen Streit beginnen.

Warum verfallen wir Menschen ins Dramadreieck?

Das Dramadreieck ist ein Muster von menschlicher Aktion und Reaktion. Wir regulieren damit das Verhältnis von Nähe und Distanz. Oftmals sind sich Opfer und Retter nah, während der Täter auf Distanz gehalten wird, ihm ist man in anderer Weise nah. 

 

Es gibt ganz verschiedene Erklärungsansätze zum Dramadreieck, alle kommen aber zu dem Schluss, dass es sich um ein unreifes, oftmals auch dysfunktionales Beziehungsmuster handelt. Verwicklungen darin können sich sogar über Generationen hin erstrecken. 

Wege aus dem Dramadreieck

 

 

Du hast nun einiges gelesen über die Dynamik des Dramadreiecks. Dies alles bringt aber nur wenig, wenn ihr weiterhin darin stecken bleibt. Deshalb möchte ich dir zwei Wege aus dem Dramadreieck aufzeigen. 

 

Ganz egal, welchen Weg ihr wählt, wichtig ist, dass ein Bewusstsein darüber besteht, dass ihr in einem Muster steckt und jeder darin eine Rolle „spielt“, ganz unbewusst. Dass das nicht wirklich ihr seid. Es ist wie ein Schutzmechanismus für das Nervensystem. 

erster weg aus dem Dramadreieck

Ihr beendet das Dramadreieck durch das entgegengesetzte Verhalten. Heisst, dass zum Beispiel das Opfer dem Täter mit „Täterenergie“ entgegen tritt und laut und deutlich „Stopp“ sagt. Der Täter wird damit sozusagen bewusst zum Opfer. 

Auch dem Helfer kann seine Helferenergie gespiegelt werden, indem man ihm persönliche Fragen stellt und ihm somit emphatisch und unterstützend entgegen tritt.

zweiter weg aus dem dramadreieck

Eine andere Sichtweise ist das Modell des Gewinner- Dreiecks. Hier bekommt jede der drei Rollen besondere Fähigkeiten zugeschrieben um gelingende Beziehungen zu führen.

 

Unterstützender Helfer (Retter):

hat echtes Interesse für verletzte Person. Respektiert verletzte Person und spricht ihr nicht die Fähigkeit ab eigenständig zu denken und zu handeln

 

Verhandler (Täter):

nutzt seine Energie um seine Bedürfnisse zu befriedigen, ohne dies auf Kosten anderer Menschen zu tun. Kein Interesse daran, ihre Energie zum Bestrafen zu gebrauchen

 

Hilfesuchender (Opfer):

erkennt seine Verletzlichkeit und dass er leidet bzw ein Problem hat. Löst seine Probleme alleine oder fragt gezielt nach Hilfe und Unterstützung

Wenn ihr zukünftig wieder ins Dramadreieck rutscht und es bemerkt beachtet folgendes:

 

Opfer: es ist wichtig nicht im Selbstmitleid zu bleiben oder Mitleid zu suchen, sondern sich unabhängig machen

Täter: destruktive Kritik durch konstruktive Kritik, wertschätzendes Feedback und Interesse ersetzen

Retter: nimm andere mit in die Verantwortung und höre auf deine Hilfe aufzudrängen.

Das Dramadreieck im Coaching

Das Dramadreieck kann im Coaching auch ganz bewusst eingesetzt werden.

Wenn Person A zum Beispiel immer Opfer ist und Person B immer Täter werden im Coaching ganz bewusst die Rollen getauscht. So kann jeder die Gefühle des Anderen besser nachvollziehen und auch selber fühlen. Ausserdem ist dies ein gutes Tool um mehr über das eigene Verhalten zu lernen. 

 

Wichtig: Dies muss von aussen, durch eine neutrale Person, begleitet werden.

wichtig

Wenn es eine reale Täter- Opfer Erfahrung gab (also zum Beispiel körperliche oder seelische Übergriffe stattgefunden haben) kann das Dramadreieck meist nicht alleine aufgelöst werden. Dies braucht Unterstützung von aussen. Ausserdem muss der Täter seine Tat wahrhaftig bereuen und sühnen, das Opfer wiederum muss dem Täter verzeihen. Täter und Opfer müssen sich zudem beim Retter bedanken, nur so können sich alle aus ihren Rollen befreien. Dies braucht aber meist eine sehr enge Begleitung und kann nicht durch ein Coaching gelöst werden (da es in den Bereich Traumabewältigung fällt).

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